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ME - Time

oder wie uns Bewegung süchtig machen kann!


Bewegung und das Gefühl von tiefer Lebendigkeit und Freude sind engstens miteinander verknüpft, denn unser Körper ist für Bewegung gemacht und gleichzeitig wird durch Bewegung auch unsere Psyche von Stagnationen befreit. Obwohl wir uns nach unserer Praxis oft so gut fühlen, kann es trotzdem schwierig sein eine regelmäßige ME- Time aufzubauen


"Ich habe wirklich Schwierigkeiten mir eine eigene Bewegungspraxis aufzubauen! Oft fühle ich mich zu träge oder ich fange an und höre nach ein paar Wochen wieder auf. Hast du einen Tipp?", dies höre ich sehr oft.


Wir alle kennen diesen trägen Zustand: Eigentlich hatten wir uns für den Morgen eine Yogapraxis, Joggen, Krafttraining etc. vorgenommen, aber dann wenn Zeit da ist, beginnen wir zu trödeln, fühlen uns lustlos und suchen uns eine andere Beschäftigung.


Warum ist es manchmal so schwer sich für Bewegung aufzuraffen, obwohl wir doch wissen, dass sie uns gut tut und wir uns danach wohler fühlen?



Trägheit und Aktivität im Yoga

Im Yoga und im Ayurveda wird gesagt, dass die Materie insgesamt und damit auch unser

Körper aus drei Zuständen besteht: Aktivität (Rajas), Passivität (Tamas) und einer Harmonie zwischen diesen beiden (Sattva). Auch unser Körper manövriert ständig zwischen diesen Zuständen: Am Morgen sind wir vielleicht zunächst träge, doch irgendwann kommt der Aktivitätsschub und wir kommen in Gang.

Abends werden wir träger und bereiten uns im besten Fall auf einen erholsamen Schlaf vor. Der harmonische Zustand ist etwas seltener greifbar, dieser entsteht wenn die beiden Prinzipien Rajas und Tamas ausgeglichen sind, dies erleben wir z.B. im Urlaub, wenn wir uns erholt fühlen und gleichzeitig eine offene Wachheit erleben.


Diese Trägheit, die wir morgens spüren zu überwinden, ist ein wichtiger Bestandteil einer Bewegungspraxis, denn zu dieser Tageszeit ist ein gesunder Anstieg der Aktivität am günstigsten für unser System. Das bedeutet das die Trägheit auch ein Teil unseres natürlichen Tagesablaufs ist, welche wir gezielt angehen können.


Bewusste Bewegung kann uns unterstützen den harmonischen Zustand immer wieder zu finden und diesen mehr und mehr zu kultivieren.


Unser Nervensystem als Träger

Letztlich sind Rajas, Tamas & Sattva Beschreibungen der verschiedenen Aktivitäten unseres Nervensystems, welches sich physiologisch in zwei Spektren einteilen lässt: den Sympathikus und den Parasympathikus.

Der Sympathikus trägt uns in die Aktivität bis hin zu schnellen Reaktionen im Fight and Flight Response, der Parasympathikus wiederum führt uns in die Ruhe und Entspannung und aktiviert vor allem das Organ- und Immunsystem und damit auch unsere Aufbau- und Selbstheilungskräfte.



Neuere Forschungen zeigen, dass der Parasympathikus eigentlich die unterliegende Hauptaktivität haben sollte, das bedeutet Ruhe und Entspannung sind der wichtigere Aspekt für die Gesundheit von Körper, Geist und Seele. Tagsüber sollte dieser auch die Grundlage für die Aktivitäten unseres Sympathikus bilden. So könnte man sagen, daß tatsächlich in der Ruhe die Kraft liegt.


Zuviel und vor allem andauernde Aktivität im Sympathikus, welcher der normale Modus operandi in der schnelllebigen westlichen Welt ist, höhlt die Kraft von Körper, Geist und Seele langsam aus! Das Problem ist, dass wir in einer Abwärtsspirale immer weiter beschleunigen, je mehr Hyperaktivität wir kreieren, desto weniger wollen und können wir uns spüren und auf die Bedürfnisse des Körpers achten, zu denen gesunde Ernährung, genügend Ruhe und Entspannung, Bewegung und auch soziales Miteinander gehören.

So kann uns Stress in die Bewegungsunlust, Isolation und den Burn-Out führen. Eine gesunde Work-Life Balance unterstützt also auch die Lust auf die ME-Time und vice versa.


Bewegung führt in die Harmonie

Was hat dies nun mit unserer Bewegungspraxis zu tun? Ganz einfach: Bewegung gleicht unser Nervensystem, ergo Rajas und Tamas wieder aus und führt in den harmonischeren Zustand von Sattva zurück, indem wir uns sowohl entspannt als auch wach fühlen.

Die Hormonkaskaden, welche der Körper ausschüttet, führen ganz einfach gesagt zu einem freudvollen Wohlgefühl in verschiedenen Schattierungen, zu einem natürlichen Mensch-Sein nach dem wir uns instinktiv sehnen: Wir fühlen uns so richtig in Ordnung und angekommen und wir spüren wie Kreativität und die Fähigkeit Ideen und Lebensentwürfe zu entfalten wiederkehren.


So können wir der Negativität der Abwärtsspirale entgegentreten und uns wieder um gesunde Bedürfnisse kümmern und diesen folgen.



Bewegung - eine gesunde Droge!

Seit den 70ger Jahren wird die Wirkung von Bewegung auf Körper & Psyche intensiv untersucht. Es zeigte sich, dass bei Menschen die sich regelmäßig einer Bewegungspraxis hingaben, ein Tag ohne Bewegung zu Gereiztheit und Ängstlichkeit führen kann, nach drei Tagen traten depressive Symptome auf und eine Woche Abstinenz führten zu Gemütsproblematiken und Schlaflosigkeit.

Bewegung wirkt tatsächlich wie eine Droge, sie stimuliert das Gehirn, so dass spezielle Hormonkaskaden freigesetzt werden und unser Körper immer mehr davon haben möchte!

Regelmäßigkeit lehrt das Gehirn diese Hormone zu wollen und zu brauchen und regt damit unsere Lust auf Bewegung an.

Könnte man die Wirkung von Bewegung pharmakologisch beschreiben, dann würde sie am allermeisten einem Antidepressivum ähneln. Tatsächlich werden nämlich ähnlich gemütsverändernde Substanzen vom Körper freigesetzt, wie bei einigen Drogen z.B. Dopamin, Endorphin, Noradrenalin und Endocannabinoide.


Eine einzige Dosis Bewegung sorgt dafür, das der Level der Ängstlichkeit absinken kann, je regelmäßiger wir praktizieren, desto höher wird der Level an Wohlfühlhormonen und der Level der Ängste sinkt. Regelmäßige Bewegung kann also eine gute Zusatzbehandlung bei Angststörungen sein.


Abhängig von Bewegung zu werden ist also eine gute Sache, denn unser Gehirn regt uns damit zu einer Aktivität an, welche uns auf allen Ebenen jung und lebendig erhält. Sie ist auch keine Droge im herkömmlichen Sinn, denn sie lässt uns dauerhaft gesünder werden und verändert das Gehirn und dessen Aktivität in Richtung eines Zustandes, welcher ähnlich dem ist, wenn wir frisch verliebt sind oder ein kleines Kind haben...sie ist ein Boost für das Belohnungszentrum!



Das Gehirn braucht Zeit

Wir müssen uns ein wenig Zeit geben um den Hormoncocktail aufzubauen, denn es braucht ca. 6 Wochen bis der Körper das Belohnungssystem fertig eingerichtet hat, danach wird es leichter!


Es spielt auch eine Rolle, welche Art der Bewegungskunst wir wählen, denn wie jeder Movementjunkie weiß hinterlässt Kampfkunst mit ihren Kicks und Faustschlägen einen ganz anderen Zustand, als z.B. eine heiße Samba Nacht!


So sollten wir uns nicht nur nach der Vernunft einen Movement Style wählen, sondern mit diesem mitfiebern und uns begeistern können. Vielleicht bauen wir uns mit der Zeit sogar eine ganze Bewegungsapotheke auf und greifen bei einer Dysbalance zum richtigen Medikament.



Eine eigene Praxis aufbauen

Wie schaffen wir es eine regelmäßige Praxis aufzubauen? Ein erster wichtiger Schritt ist es unsere Aktivität im Nervensystem s.o. zu verstehen und unseren Biorhythmus zu integrieren.

Dann sollten wir uns auch Zeit geben auszuprobieren und neugierig sein auf neue Bewegungserfahrungen.



Ein paar Fragen die du dir im Vorfeld stellen solltest:

  1. Wann ist für mich die beste Zeit um mich zu bewegen? Morgens, Nachmittags, Abends?

  2. Wann habe ich in meinem Tages und Wochenrhythmus Zeit für Bewegung?

  3. Wann genau kann ich mir zweimal in der Woche Raum schaffen für meine Praxis?

  4. Welche Art der Bewegung macht mir wirklich Freude und ich habe Lust darauf?

  5. Ist es für mich besser mit Anleitung zu trainieren oder ohne?

  6. Bin ich lieber in der Natur oder bewege ich mich gerne im Innenraum?

  7. Tut mir ein Gruppensetting gut oder brauche ich die Zeit für mich alleine?


No Pain no Gain? Vollkommen falsch!

Das Zeit Thema ist natürlich häufig ein Problem, aber oft scheitert es nicht mal wirklich daran, sondern dass wir eine Praxis wählen, welche uns einen Gewinn aber keine Lust verspricht!

Der Gewinn kann z.B. sein fitter, schlanker, muskulöser zu sein, aber die Praxis dazu ist langweilig, zäh und macht keinen Spaß. So kann Joggen für die einen das Nirvana und die anderen die Hölle sein!

Wenn unser Gehirn erstmal auf Bewegung geeicht ist, können wir ohne Probleme etwas integrieren, was mehr Disziplin braucht, aber gerade am Anfang ist es elementar die Lust und Freude in den Vordergrund zu stellen und den Leistungs -oder Gewinngedanken hinten anzustellen. Die Kaskaden der Neurotransmitter setzen Lust und Freude in uns frei und gleichzeitig entstehen sie am leichtesten, wenn auch Lust an der Bewegung empfunden wird.


Der Appetit kommt beim Essen

Kleinere Bewegungshäppchen sind leichter zu bewältigen, als wenn wir uns gleich 2,5 h Fitness vornehmen. Große Zeiteinheiten überwältigen unser Engagement nachhaltig. Wie wäre es mit einem Appetithäppchen von 20 Minuten Bewegung, die Lust auf mehr kommt dann oft ganz von Selbst, wenn wir spüren wie gut wir uns fühlen.



Ein Gegenüber hilft uns

Manchmal brauchen wir Unterstützung! Nicht immer müssen wir ganz alleine vor uns hin üben. Videos und Audios können uns auch zu Hause dabei helfen eine regelmäßige und inspirierende Praxis aufzubauen.

Die Möglichkeit Bewegung nachzuahmen ist mit unseren Spiegelneuronen verbunden und damit auch mit der Fähigkeit Empathie zu empfinden. Tatsächlich fand man sogar heraus, dass das imitieren von Bewegung und das im Takt bleiben die Empathiefähigkeit und die Lust auf menschliches Miteinander steigern kann.


Auch ein Movement Date einmal die Woche kann das Engagement aufrecht erhalten, denn sich gemeinsam zu bewegen unterstützt unser Wohlgefühl und unsere psychische Gesundheit enorm!


Den Trigger finden

Wenn du schon häufig mit Bewegung begonnen und diese wieder aufgegeben hast und oben genannte Tipps dir geläufig sind, ist es wichtig den Trigger zu finden.


Unser Körper ist ein Archiv an vergangenen Erfahrungen, Bewegung kann dieses Archiv aktivieren und verstaubte Erfahrungen wieder in Gang bringen ohne dass uns klar sein muss, was da in uns an Stimmungen und Atmosphären auftaucht.


Ab einem gewissen High, kann es dann zum Absturz kommen und wir wenden uns ab, schieben Vorwände und Entschuldigungen vor und faden aus unserem eigenen Körper und seinen Bedürfnissen hinaus.

Deshalb kann das Erforschen und Reflektieren z.B. durch Meditation und Kontemplation durchaus dazu beitragen die Lust auf Bewegung und ME- Time zu kultivieren.


Jeden Tag neu!

Schlussendlich beginnen wir alle jeden Tag von vorne. Dies muss kein deprimierender Blickwinkel sein, es zeigt dass es nie zu spät ist genau heute wieder mit der Bewegung zu beginnen, dass Leben in uns zu spüren und uns mit uns Selbst zu verbinden!


Das Hier und Jetzt ist schließlich der einzig wirklich reale Augenblick...



Ich hoffe ich konnte dir hier ein paar neue Ideen geben und diese dich motivieren, dass sich für dich neue Bewegungshorizonte eröffnen.


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